„Löwenherz“
In ihrem neusten Roman beschreibt Monika Helfer das kurze Leben ihres Bruders Richard. Nach dem frühen Tod der Mutter wächst er getrennt von seinen Schwestern bei einer ungeliebten Tante auf. Er leidet unter den Folgen einer Rachitis, das Laufen fällt ihm schwer, ebenso die Schule. Schließlich wird er Schriftsetzer, ein Beruf, der ihm nicht zu viel abverlangt. Der fantasievolle Sonderling kann mit seinen Fabulierungskünsten verzaubern, ignoriert Pflichten und Verantwortung. Die Wende tritt ein, als er für das Kind einer früheren Geliebte zum innigen Vater und Freund wird.
Mit einer wunderbar einfachen, präzisen, oft auch lakonischen Sprache erzählt Monika Helfer eine Geschichte über Fürsorge, Schuld und Familienbande und hält damit auch auf faszinierend unprätentiöse Weise ein Plädoyer für die Berechtigung von Andersartigkeit in einer rationalen und durchrationalisierten Welt. „Löwenherz“ ist der Schlussband der viel beachteten autobiografischen Romane „Die Bagage“ und „Vati“.
Monika Helfers Werke wurden vielfach ausgezeichnet. Für „Die Bagage“ erhielt sie den Schubart-Literaturpreis 2021 der Stadt Aalen. Zuletzt erschienen von ihr der Roman „Vati“, mit dem sie erneut für den Deutschen Buchpreis nominiert war.
„Löwenherz“, Monika Helfer, Hanser Verlag, 2022
Bild: Buchumschlag (Ausschnitt) „Löwenherz“, Hanser Verlag