Interview zum Künstlerinnenpreis NRW im Bereich Game Design
FKB: Liebe Leonie, am 10. November 2017 hast Du den Förderpreis des Künstlerinnenpreises NRW für Game Design bekommen. Wie geht es Dir heute damit?
Leonie Wolf: Mir geht es fantastisch damit! So langsam habe ich es auch mental verarbeitet. Das ist schon eine sehr wertvolle Auszeichnung für mich.
FKB: Weißt Du schon was Du mit dem Preisgeld machen wirst?
Leonie: Der Preis wurde mir ja für meine künstlerischen Leistungen im Bereich Game Design verliehen. Und dafür möchte ich das Preisgeld auch einsetzen. Für mich macht es nur Sinn, damit in Hardware und Software zu investieren, die mir hilft zukünftig meine Arbeitsprozesse zu verbessern und zu vereinfachen.
FKB: Sollte es mehr spezifische Förderungen dieser Art geben, um Künstlerinnen zu unterstützen? Hast Du Vorschläge?
Leonie: Definitiv! Diese Auszeichnungen helfen anstrebenden Künstlerinnen und Künstlern natürlich zum einen durch die finanzielle Unterstützung und zum anderen dadurch, dass die Öffentlichkeit die eigenen Arbeiten zu sehen bekommt. Genauso wichtig an solchen Preisen finde ich aber, dass sie einen unglaublich motivieren und einem das Gefühl geben etwas erreicht zu haben. Das ist wahnsinnig wichtig, wenn man große Ziele anstrebt. Daher denke ich, dass die Höhe des Preisgeldes zum Beispiel manchmal gar nicht so bedeutend ist, sondern eher, dass es viele solcher Preise gibt, die einem eine Chance geben. Der Preis könnte dann zum Beispiel sein, dass man seine Werke in einer Galerie ausstellen darf, oder etwas Ähnliches.
FKB: Wie bist Du eigentlich nach Köln gekommen und was fasziniert Dich an digitalen Spielen?
Leonie: Zu dem Zeitpunkt, an dem ich mich entschied Game Development zu studieren, wurde das Cologne Game Lab gerade eröffnet. Ich hatte mich dann für das allererste Semester beworben und wurde auch direkt angenommen.
Mich fasziniert an digitalen Spielen, dass man seine ganz eigene Story erleben kann. Anders als bei Filmen zum Beispiel, die einen linear durch eine Geschichte leiten und man nur Zuschauer ist, kann man eine Spielwelt manipulieren. Man wird selbst Teil der Spielwelt. Selbst wenn ein Spiel linear entworfen ist, kann man sich entscheiden ob man die Regeln einhält, dehnt oder gar ganz umgeht. Diese Entscheidungsfreiheit ermöglicht einem eine sehr starke Immersion, die meiner Meinung nach kein anderes Medium so gut vermitteln kann. Diese Immersion wiederum hilft dem Spieler die Elemente der Spielwelt wie zum Beispiel Atmosphäre, Emotionen, Handlungen usw. viel stärker wahrzunehmen.
FKB: Hast Du eigentlich schon Pläne für nächstes Jahr, nach Deinem Abschluss?
Leonie: Ich habe mich noch nicht ganz entschieden, ob ich mich durch einen Master erst noch mehr spezialisieren oder direkt arbeiten möchte. Ich denke, dass es realistisch ist, in einer kleineren Firma als Game Artist anzufangen. Später möchte ich in einer großen Firma arbeiten.
FKB: Denkst Du Nordrhein-Westfalen und im speziellen Köln ist das richtige Pflaster für Dich und Deine Arbeit als Game Artist?
Leonie: Momentan passiert sehr viel in Köln, es sprießen überall neue Start-up Firmen und Co-Working Spaces sind im Aufbau. Allerdings bergen Start-ups auch immer ein Risiko. Es ist keine Seltenheit, dass kleine Firmen öfter mal Mitarbeiter entlassen müssen, um die Firma finanziell aufrecht zu erhalten. Prinzipiell denke ich, dass man häufiges Umziehen in Kauf nehmen muss, wenn man in der Games Branche arbeiten und vor allem weiter kommen will. Ich bin eigentlich auch ganz offen dafür. Wenn sich gleich nach dem Studium eine Stelle für mich in Köln ergibt wäre das natürlich toll, wenn es aber erst mal wo anders klappt wäre das auch super.
Das Interview führte Bonny Fee, Organisatorin des Künstlerinnenpreises NRW 2017
Leonie Wolf (geb. 1993 in Ulm) studiert seit 2014 am Cologne Game Lab der TH Köln Digital Games mit Schwerpunkt Game Arts (B.A.). Im Rahmen ihres Studiums hat sie bereits eine Reihe von Spielen entwickelt – so zum Beispiel das Virtual Reality Game „Oneironaut“, das sie auch auf der Frankfurter Buchmesse 2016 vorstellte. Mit dem 3 D-Puzzle-Spiel „Kyklos Code“, das sie gemeinsam mit zwei Kommilitonen entwickelte, konnte sie jetzt ihr erstes Indie-Game auf der Internet-Vertriebsplattform Steam platzieren.