Interview zum Stipendium „Präsenz vor Ort 2015″
Petra Warrass lebt mit dem Künstler Benjamin-Novalis Hofmann und der gemeinsamen fünf Jahre alten Tochter Marlene in Düsseldorf. Das Frauenkulturbüro NRW hat ihr Fragen zu ihrer gegenwärtigen Situation gestellt.
FKB: Petra Warrass, seit Januar 2015 erhalten Sie im Rahmen des Stipendiums „Präsenz vor Ort“ eine monatliche Förderung von 700 €. Was hat sich für Sie seither verändert?
Petra Warrass:
Die Förderung ist eine finanzielle Erleichterung und vermittelt am Ende des Monats ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Es ist kein Betrag, der ein sorgenfreies, rein künstlerisches Arbeiten erlaubt. Aber er bedeutet einen finanziellen Spielraum, der sich über ein ganzes Jahr erstreckt und somit eine langfristige Planung erlaubt. Hinzu kommt, dass der Erhalt des Stipendiums eine gute Reverenz bedeutet. „Präsenz vor Ort“ ist in NRW renommiert und über die Landesgrenzen hinaus bekannt und anerkannt.
FKB: Erlaubt Ihnen die Förderung verstärkt künstlerisch zu arbeiten? Gibt es neue Ziele, die Sie sich aufgrund der monatlichen Zuwendung stecken können?
Petra Warrass:
In der Fotografie kann der Zeitpunkt der Produktion bzw. Präsentation von fertig gestellten Arbeiten sehr kostenaufwendig sein. Wenn ich eine neue fotografische Serie beende und sie ausstellen möchte, muss ich mich vorab für eine Präsentationsform entscheiden. Bestenfalls probiere ich verschiedene Träger und Medien aus, was allerdings entsprechend kostenaufwendig ist.
Die Förderung gibt mir den Spielraum, Experimente hinsichtlich Präsentationsformen zu finanzieren.
FKB: Wäre Ihre künstlerische Karriere ohne Kinder anders verlaufen?
Petra Warrass:
Das ist schwer oder vielmehr gar nicht zu beantworten.Fakt ist, dass es sehr viele „Residencies“ gibt, die mit Kind nicht möglich sind. Es gibt zwar Ort und Möglichkeiten die Familien einzubinden; doch spätestens mit der Schulpflicht des Kindes wird die Entscheidung ein „Residency“ anzunehmen erneut erschwert. Dennoch glaube ich, dass sich diesbezüglich in den letzten 10-20 Jahren viel verändert hat. Kolleginnen, die in den 80er Jahren eine Familie gründeten, berichten da anderes. Es stand die Entscheidung Kunst oder Kind im Raum. Das ist heute glücklicherweise anders. Entscheidend unter anderem ist, dass familien-intern Verständnis und organisatorische Unterstützung für diese Art Künstlerleben besteht.
FKB: Sollte es mehr spezifische Förderungen dieser Art geben, um Künstlerinnen zu unterstützen? Haben Sie Vorschläge?
Petra Warrass:
Ein Traum wäre eine spezielle Förderung für Ateliers und Wohnateliers im familiengerechten Sinne! Orte, die nicht in der Peripherie des Wohnorts liegen und die – bezogen auf Räumlichkeiten und Gelände – auch ein Aufenthaltsort für Kinder sein können. Das Ganze sollte familiengerechter werden, um Künstlerleben und Kinder besser miteinander vereinbaren zu können.